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„Design Thinking: Erfinderisches Denken lernen“ – Interview mit Florian Breithaupt

28.07.2015

Im Interview mit dem LPRS e.V. erklärt Florian Breithaupt, weshalb Design Thinking die Kreativität fördert, wie man davon profitieren kann und weshalb die Methode wie für die Kommunikationsbranche gemacht ist. 

LPRS e.V.: Wir haben im Workshop einen Einblick in die Möglichkeiten des Design Thinking bekommen. Worum geht es bei dieser Methode?

Florian Breithaupt: Design Thinking ist erfinderisches Denken. Es ist ein Ansatz zum Lösen komplexer Probleme und zur Entwicklung neuer Ideen, Geschäftsmodelle, Produkte. Außerdem kann es bei der Prozessoptimierung helfen. Inspiriert ist Design Thinking von der Art und Weise, wie Designer auf die Welt schauen und wie sie ihre Produkte entwickeln. Es geht im Kern darum, den Nutzer bzw. den Kunden ins Zentrum der Lösung zu stellen. Dabei sollen nicht vorgefertigten Ziele verfolgt werden, sondern es steht ein offener Prozess im Vordergrund.

LPRS e.V.: Wie unterscheidet sich Design Thinking von anderen Kreativitäts- und Innovationsmethoden?

Florian Breithaupt: Der Hauptunterschied ist, dass es um den Nutzer bzw. um die Betroffenen geht. Das heißt: Am Ende geht es um Menschen. Und wenn wir mit Menschen zu tun haben, geht es letztendlich um Empathie. Design Thinking unterstützt uns dabei, uns in die Lebenswelt von anderen Menschen hineinzuversetzen, weil letztlich genau für diese Menschen Prozesse, Produkte oder eine Dienstleistung entwickelt oder auch Kampagnen geplant werden. Menschen in den Mittelpunkt der Methode zu stellen, ist ein elementarer Bestandteil von Design Thinking und der Hauptunterschied zu anderen Kreativmethoden.

LPRS e.V.: Für uns als Kommunikatoren ist besonders interessant: Wie kann Design Thinking speziell für die Kommunikations-Branche genutzt werden?

Florian Breithaupt: Ich würde fast sagen, es ist wie gemacht für die Kommunikationsbranche, weil innerhalb des Design Thinking Prozesses einfach unglaublich viel kommuniziert werden muss. Sowohl im Team als auch mit den potentiellen Kunden und Nutzern. Ich glaube allerdings auch, dass die Herausforderung für die Kommunikationsbranche darin besteht – vor allen Dingen in den Bereichen Marketing und PR –, nicht perfekte, glatte Kampagnen zu machen, die für alle, also für die gesamte Zielgruppe, geeignet sind. Wenn man sich von dieser Philosophie etwas lösen würde, dann könnte Design Thinking eine ganz große Unterstützung sein.

LPRS e.V.: Sollten solche Methoden für den Kommunikations-Nachwuchs heute zum „Toolkit“ dazugehören? Wie wichtig ist deiner Meinung nach die Kenntnis solcher Methoden, z.B. für Einstellungschancen?

Florian Breithaupt: Ich halte das für sehr wichtig. Wie ich alle Methoden und Erfahrungen für den eigenen Berufsweg für wichtig erachte, die die Sozialkompetenz erhöhen. In so einem Workshop erhält man Einblicke in eine Methode, die in vielen Bereichen als sehr modern angesehen wird. Eine Methode, die vielleicht auch ein bisschen weg vom Mainstream ist. Ein anderer Vorteil ist: Man lernt Teamarbeit. Und zwar Teamarbeit nach bestimmten Regeln. Am Anfang sind das vielleicht bloß Regeln, aber wenn man sich wirklich mal eine Weile daran hält, dann lernt man nichts anderes als Empathie im Team, soziale Kompetenz, eine kreativere und auch letztendlich effektivere Art der Zusammenarbeit. Das bringt einen, egal wo man sich bewirbt, egal wo man in zehn Jahren arbeitet, immer voran.

LPRS e.V.: Inwiefern könnten auch Universitäten sich Methoden wie dem Design Thinking bedienen, um Studierende zu einem stärkeren Um-die Ecke-Denken zu befähigen?

Florian Breithaupt: Ich glaube, es wäre eine große Bereicherung, wenn in Universitäten und Bildungseinrichtungen vermehrt die Fragestellung in den Mittelpunkt gestellt und danach gefragt wird, wie eine Fragestellung gemeinsam betrachtet werden kann. Dazu müsste der allgemeine Gegensatz von ‚Wissenden‘ und ‚Unwissenden, die zu Wissenden gemacht werden sollen‘ aufgelöst werden. Und ja, gleichzeitig gibt es unterschiedliche Wissensstände, es gibt aber auch komplett verschiedene Hintergründe. Wenn die Fragestellung und das, was erarbeitet werden soll, häufiger in den Fokus gestellt und das Prinzip „Ich weiß es und du weißt es nicht“ oder „Ich weiß nichts und da ist jemand, der das weiß und mir beibringen muss“ zurückgestellt wird, nur dann kommt es zu einem gemeinsamen Erarbeiten von Wissen und zum Erforschen. Unter dieser Voraussetzung können Methoden wie Design Thinking große Bereicherung für Universitäten sein.

LPRS e.V.: Vielen Dank für das Interview!

Das Interview führte Paula Petersen. Sie ist Masterstudentin des Communication Managements und Aktives Mitglied des LPRS e.V. 

Informationen zu offenen Design Thinking Workshops finden Sie hier: http://design-thinking-workshop.org

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